Im Rahmen meines Sport-Schwerpunktpraktikums ging ich im Februar/ März 2020 an die Deutsche Schule Toulouse.
Die Deutsche Schule befindet sich in Colomiers, einem Stadtteil etwas außerhalb von Toulouse. Im selben Gebäude ist auch die International School of Toulouse untergebracht, welche aber unabhängig voneinander sind. In der Grundschule werden ca. 150 Kinder (8 Klassen) von rund 25 Lehrkräften unterrichtet.
Der Unterricht findet in allen Fächern auf Deutsch statt (abgesehen vom Fremdsprachenunterricht). Grundsätzlich dürfen alle Kinder die Privatschule besuchen. Die SchülerInnen haben überwiegend Kontakt mit der deutschen Sprache – meist von elterlicher Seite. Die anderen absolvieren nach der ersten, dritten und fünften Klasse einen Sprachtest, bei dem das Niveau A1, A2 bzw. B1 erreicht werden sollte. Auch wenn der ganze Lehrkörper deutschsprachig ist, sind Französischkenntnisse von Vorteil. Untereinander sprechen die SchülerInnen nämlich größtenteils Französisch.
Zwar lag mein Schwerpunkt bei den Sporteinheiten, dennoch verfolgte ich zahlreiche weitere Stunden in der fünften Schulstufe. Ich war jeden Vormittag, teilweise auch am Nachmittag an der Schule. Da ich in jeder Klasse den Turnunterricht gestaltete und ein Tanzprojekt umsetzte, führte ich täglich 2 bis 3 Sporteinheiten durch.
Die 1.-4. Schulstufe hatte je drei, die 5. Schulstufe zwei Wochenstunden. In den Doppelstunden turnten alle Kinder einer Schulstufe gemeinsam. So
war es immer wieder eine Herausforderung, die Aufmerksamkeit von 40 zappelnden, quirligen, bewegungsfreudigen SchülerInnen zu erlangen. Die Halle war sehr groß und die Ausstattung gut. In den
Einzelstunden stand kein Turnsaal zur Verfügung. Diese wurden bei trockenem Wetter draußen abgehalten, ansonsten wurde im Klassenzimmer geturnt. Ab und zu konnten wir in den Musikraum ausweichen,
ansonsten mussten die Tische auf die Seite geschoben werden oder wir gingen ins Foyer, wo sich ein Publikum an Sekretärinnen, Lehrpersonen und Reinigungskräften versammelte.
Die Wetterlage während meines Praktikums ließ zu wünschen übrig, weshalb ich mit den Kindern nur in der letzten Woche die optimalen Outdoor-Bedingungen nutzen konnte.
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Anders als in Österreich sind die Schulareale in Frankreich eingezäunt und nur über abgeschlossene Tore erreichbar. „Wächter“ stehen morgens, mittags und nachmittags bei den Ein- und Ausgängen und beaufsichtigen das Geschehen. Außerhalb der Stoßzeiten muss man klingeln und sein Anliegen über eine Sprechanlage erläutern. Wenn die Gatter nicht aufgedrückt/ -geschlossen werden, kann auch niemand das Gelände verlassen.
Ein weiterer Unterschied ist, dass die Grundschule 5 Schulstufen beinhaltet. Die 5. Klasse ist quasi ein Orientierungsjahr für den weiteren Schulverlauf.
Wetter
In Südfrankreich ist das Wetter schön und die Temperaturen hoch – so die Annahme. Es kann aber auch ganz anders kommen…
Ich sah zwei Wochen lang kaum die Sonne, dafür umso mehr Regen, Wind und Wolken.
Das Wetter kann schnell wechseln. Sieht es die eine Minute noch passabel aus, wird man in der nächsten von Schauern und heftigem Wind überrascht. Ein Schirm kann dann auch nicht mehr dienen. Die
gute Nachricht: Ist man einmal nass, hört es sicher bald auf zu regnen.
In der Regel ist es in Toulouse wärmer als im Ländle. Leider habe ich einen ungünstigen Zeitraum erwischt. Wie mir mitgeteilt wurde, war es zu dieser Zeit gerade außergewöhnlich schlecht. Wagt ihr ein ähnliches Abenteuer, könnt ihr also von besserem Wetter ausgehen.
Transport
Die Stadt hat eine direkte Anbindung an den Flughafen und ist gut erreichbar.
Das öffentliche Verkehrsnetz in Toulouse ist ausgezeichnet. Um unkompliziert von A nach B zu gelangen, empfiehlt sich die App „Tisséo“. Die Preise für die Nutzung sind im Vergleich zu Vorarlberg
günstig. Je nach Bedürfnis kann um 10 Euro (+einmalige Gebühr von 8€ für die Ausstellung) ein Monatsticket erworben werden, um 4,50 € ein Ticket für 10 Reisen oder Einzeltickets um 1,70€
(Gültigkeitsdauer 1h).
Es gibt auch Fahrradverleihe, bei denen man ab 5€ ein Rad für eine Woche mieten kann. Allerdings sei die Diebstahlquote relativ hoch.
Unternehmungen
In der Stadt gibt es jede Menge Möglichkeiten – von Modeboutiquen über Bäckereien, Konditoreien, Cafés oder Einkaufszentren lässt sich alles finden.
Ich empfehle außerdem:
- den Place du Capitole
- die Basilique Saint-Sernin de Toulouse
- die Pont-Neuf de Toulouse
- ein Spaziergang entlang der Garonne
- ein Besuch beim Jardin Japonais
Meine Erlebnisse:
- lustige Begegnungen
- Zusammentreffen mit herzlichen, begeisterungsfähigen Kindern in der Schule
- neue Impulse für die Unterrichtsarbeit
- lehrreiche Französischstunden in der 5. Klasse
- sprachliche Missverständnisse (z.B. verstand ich „carte“ statt „quatre“) und Herausforderungen
- fast täglich kümmerte sich eine Lehrperson um das Wohl und brachte Köstlichkeiten für die Pause mit
- Carnaval in Colomiers
- ein nicht rauchfreier Haushalt mit 2 Hunden (fehlerhafte Angabe bei der Beschreibung der Unterkunft)
Was einen generell erwartet:
- offene, hilfsbereite, freundliche, humorvolle Menschen
- Busfahrer, die jeden Fahrgast begrüßen und verabschieden
- wilde Busfahrten
- große Lebensmittelgeschäfte, in denen man nicht jeder Versuchung widerstehen kann (Carrefour, Super U)
- lange Wartezeiten an der Kassa
- Rugby ist der populärste Sport in Frankreich
- viele Parks und grüne Flächen
- wenige Ampeln, dafür gaaaanz viele Kreisverkehre (7 Kreisverkehre in 8 Minuten Fahrzeit)
- Verkehrsschilder, die nicht missverstanden werden sollten (siehe Foto)
Infos:
à Zumindest geringe Französischkenntnisse sind praktisch.
àDas Wasser aus der Leitung ist trinkbar.
à Besorgt euch eine Carte Pastel. Damit könnt ihr 84 Buslinien, 2 Metrolinien und 2 Straßenbahnlinien nutzen.
à Plant genügend Zeit für Einkäufe ein. Die Franzosen stehen im Durchschnitt 15 Minuten an der Kassa.
à Es gibt immer wieder Lehrpersonen, die Praktikanten bei sich zuhause aufnehmen. Unterkünfte für einen so kurzen Zeitraum sind sonst unter anderem über die Plattform „Airbnb“ zu finden. Die Anfahrt zur Schule ist auch von Toulouse gut möglich. Daher muss nicht zwingend eine Wohnmöglichkeit in Colomiers gesucht werden.